wurde mir im Laufe der Jahre immer wichtiger. Und da man eben ab und zu auch Schränke und Regale braucht, erfüllen diese Arbeit einen doppelten Zweck. Als ich entdeckte, wie geläufig und stilsicher sich die Wikinger-Bildhauer vor bald 1000 Jahren einer mächtigen Formensprache zu bedienen wussten, beschloss ich, bei ihnen ein bisschen in die Lehre zu gehen.
Der Drache stand damals im gesamten europäischen Raum für die Kraft der Erde. Und in jedem Holz kann man auch heute noch die lebendige Spur dieses machtvollen stillen Lebens finden. Holz ist eben ein ganz besonderer Stoff. Ob als Wald oder als Haus, es umgreift Zeiträume und Raumdimensionen mit Kraft und Leben, die unser eigenes physisches Dasein so weit überragen. Wie lange beschirmen sie schon unsere biographische Zeit/Raum-Spanne und verbinden uns mit den grossen Lebensrhythmen der Erde.
Im Verfall offenbart jede Holzart seine ihm eigene Struktur. Die Kräfte, die es im Pendelschlag der Jahreszeiten vor langer Zeit gebildet haben, zeigen sich im Abbau in schroffer Klarheit.
Ein solches Holzstück hat letztlich einen dreifachen Prozess durchlaufen: Seinen Aufbau, als es ungeteilt Teil eines wachsenden Baumes war, dann die Bearbeitung durch die Menschen, die etwas ihnen Nützliches - ein Haus, eine Scheune - daraus machten und schliesslich die Demontage und den Zerfall und seine Verwandlung zurück zu Erde. Ein solches Fundstück hat demgemäss ein beträchtliches Stück Geschichte hinter sich gebracht, und, wie ich es erlebe, gehört es inzwischen mehr der Historie der Menschen an, als dass es noch von dem Baum erzählen könnte, dem es einst entstammte. Es ist zum Zeitzeichen geworden.
Ich überlasse mich den Wuchsmustern, der wurmbenagten Textur in spielerischer Assoziation, manchmal schliesst sich der Kreis zum ursprünglichen Baum durch meine Phantasie, manchmal entsteht etwas Neues.
